Rezensionsübersicht

116 Rezensionen
Streitpunkt Games Harald Koberg
Streitpunkt Games (Buch)

Anspruchsvolle, interessante Analyse

Das Buch ist anspruchsvoll, es war anfangs nicht einfach, ins Buch hineinzufinden, dann habe ich es aber schätzen können. Man muss sich bei der Lektüre konzentrieren, es ist nichts, was man nebenbei in Bus oder Bahn oder beim Warten lesen kann. Der Autor bringt viele interessante Aspekte, unter anderen die Einteilung der Spielenden in Generationen, was für mich neu und überraschend war, aber sehr stimmig ist. Die einzelnen Themen werden durch praktische Beispiele und Zitate aus Gesprächen untermauert. Dadurch kann man sehr gut folgen. Biographische Einschübe machen den Autor glaubwürdig. Mir hat außerdem die Vielfalt der Themen gut gefallen, der Inhalt beschränkt sich nicht auf jugendliche Spieler, sondern deckt alle Generation ab und analysiert typische Verhaltensweisen. Das Thema Gaming wird umfassend betrachtet und hat einige für mich überraschende Aspekte zutage gefördert. Ich hätte gerne noch einige Statistiken oder Tabellen zu den genannten Zahlen gesehen, das hätte auch das Buch etwas aufgelockert. Die Kapitelüberschriften könnten etwas eindeutiger sein, aber das waren dann auch schon die kleinen Kritikpunkte, die ich habe. Daher gute vier Sterne von mir.
Die Anwältin Bobbie Young
Die Anwältin (Buch)

Wie ich eine Eiskönigin zum Schmelzen bringe

Worum es geht:
Lydia liebt Herausforderungen und in ihrer Chefin Cecile, eine aufstrebende Rechtsanwältin, hat sie diese auch gefunden. Nie ist dies Zufrieden, wirft ihr nur genervte Blicke zu. Doch auf einer Firmenfeier zeigt Cecile ihr wahres Ich und das mit ganz vielen Gefühlen.

Mein Fazit:
Ich muss zunächst einmal zugeben, dass ich eigentlich Liebesroman von Männern nicht so gerne lese. Bei lesbischen Liebesromanen habe ich bislang da auch eher schlechte Erfahrungen mit gemacht. Doch Bobbie Young hat mich wirklich überrascht. Man ist gleich mittendrin in der Story, was ich immer sehr gerne mag. Mir hat die Story richtig gut gefallen und ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Ich konnte mich gut in Lydia und Cecile hineinversetzen. Die Story ist spannend geschrieben, wobei erotische Szenen nur angedeutet wurden, was für mich auch völlig in Ordnung ist. Mir ist es lieber so, als wenn ich Sexszenen im Buch habe, die mir gar nicht zusagen.
Zum Ende hin wurde es schon mal ein bisschen langatmig, da habe ich mal ein bisschen quergelesen, war also gar nicht schlimm. Für mich ist es eine rundum gelungene Lovestory.

Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung für alle, die gerne eine Lovestory ohne Kitsch lesen möchten und ich gebe gerne 4 gute Sterne.
A Fate Forged in Fire - Aus Flammen geboren Hazel McBride
A Fate Forged in Fire - Aus Flammen geboren (Buch)

Tolle Ansätze

Eine epische Fehde zwischen Gläubigen und Magiebegabten, Drachen und Menschen, matriarchalen und patriarchalen Strukturen und zwei junge Menschen, die zwischen den Fronten stehen- was kann da schon schief gehen?!
Eventuell so einiges, denn es steht und fällt mit den Figuren.

Aemyra wurde als erster weiblicher Spross der Blutlinie seit langem im Verborgenen aufgezogen, um eines Tages den Thron zu übernehmen, der ihr vorherbestimmt ist. Nur sitzt dort zur Zeit noch das Oberhaupt des verfeindeten Familienzweigs. Bis es zum Putsch kommt und sie ihre Chance gekommen sieht. Einzig Prinz Fiorean könnte ihr dabei noch einen Strich durch die Rechnung machen.

Wie gesagt, dieses Buch hält einige tolle Momente bereit: es gibt Drachen, schottisch angehauchte Clanstrukturen, ein matriarchal aufgebautes Gemeinschaftssystem, das durch einen fehlgeleiteten Glauben (befeuert von verunsicherten Männern) bedroht wird und natürlich dieses Paar, das zwischen den Fronten seinen Weg sucht und sich selbst dabei findet.

Aber genau mit diesen beiden hatte ich so meine Probleme, vor allem mit Aemyra. Hier sollte es doch eigentlich um kluge, starke Frauen gehen. Und ausgerechnet sie hat doch angeblich eine jahrelange Ausbildung genossen, die sie zu durchdachten Entscheidungen befähigen soll.

Davon lässt sie aber immer wieder viel vermissen. Dieses erste Buch ist geprägt von "Aber ich bin doch die Königin" und emotional geladenen Fehlentscheidungen. Immer wieder verlässt sie sich auf die falschen Menschen und eindeutig viel zu wenig auf sich selbst (oder auf ihr angeblich so kluges Köpfchen).

Trotzdem bleibt die Geschichte spannend und unterhaltsam (zum Glück), sie kann mich sogar mit ihren Wendungen des Öfteren überraschen und vor allem der Weltenaufbau hat ein paar sehr clevere Anleihen. Davon habe ich sehr gerne gelesen und dies, zusammen mit dem etwas fiesen Cliffhanger, steigert meine Vorfreude auf Band 2 (und die Hoffnung, dass Aemyra aus ihren Fehlern lernt und an ihren Erfahrungen wächst- charakterlich).
Nachtlügen Lisanne Surborg
Nachtlügen (Buch)

Wenn (Alb)Träume wahr werden

Ich liebe es ja, immer wieder neue Apsekte der Fantasy zu entdecken. Zauberer, Magier, Hexen, Werwölfe und Vampire kenne ich mittlerweile zur Genüge, aber über Albe habe ich bisher noch nichts gelesen. Das hat sich nun aber sowas von geändert!

Isra ist als kleines Wunderkind bei ihrer Großmutter, einer bekannten Traumforscherin, aufgewachsen. Bis ihr Leben durch eienn unfall auf den Kopf gestellt wurde. Seitdem arbeitet sie als Kellnerin in einem Varieté und besucht nachts fremde Menschen, um ihnen ihre Träume zu stehlen und durch Albträume zu ersetzen. Denn sie ist ein Alb und die Essenz von Träumen ihre lebensnotwendige Nahrung.

Lisanne Surborg hat in ihrem Buch viele spannende Aspekte vereint. Zum einen die Welt der Albe, die sich nahtlos in die unsere einfügt und teilweise überraschend "menschlich" wirkt. Es gibt eine Verwaltungsinstitution, eine Präsidentin und eben das Forschungsinstitut ihrer Großmutter, das die Albe von ihrer Abhängigkeit vom Traumrauben befreien will.

Mit diesen Stützen ihrer Gesellschaft einher gehen natürlich auch die ganz normalen Probleme: aufrührerische Albe mit Umsturzgedanken, Geheimnisse und Intrigen und Verwaltungsvorschriften. Und Isra mittendrin!

Das alles könnte wirklich spannend sein, ist aber für meinen Geschmack nicht ganz ausgearbeitet. Manche Andeutungen laufen ins Leere und man hätte als Leser gerne mehr Infos bekommen.

Auch die vielen Figuren überfrachten den Roman stellenweise etwas. Isra trägt die Geschichte ganz gut auf ihren Schultern, bekommt dabei aber etwas zu wenig Raum, um ihre Emotionen richtig ausleben zu können (außer wenn es um ihre negativen Emotionen geht).

Insgesamt ist es eine tolle Idee, eine aufregende und interessante Welt, über die ich ehrlicherweise gerne so viel mehr erfahren hätte als über Isras Traumwelten.
Reset Peter Grandl
Reset (Buch)

Glaubhaftes Szenario


"Wie gewaltig eine Katastrophe auch enden mag, ihr Ursprung scheint immer klein und unbedeutend."

Im Jahr 2024 wird die Welt von einer Welle absolut perfekt inszenierter Falschinformationen überrollt: Deepfake-Videos und gefälschte Nachrichten stürzen ganze Staaten ins Chaos. Keine Datenquelle ist mehr sicher, kein Kommunikationsmittel verlässlich. Der ehemalige US-Ermittler Valentine O’Brien wird nach Deutschland geschickt, um die Ursache dieser globalen Katastrophe zu finden. Gleichzeitig sucht er auch nach seiner verschwundenen Schwester und stößt auf eine Verschwörung, die weit über politische Manipulation hinausgeht.
Was ist Wahrheit, Realität, und was nur Illusion? Jeder Anruf, jede Nachricht, jede Information könnte manipuliert sein.

Die in Peter Grandls Thriller „Reset“ erzählte Geschichte bewegt sich auf mehreren Ebenen – sowohl geografisch als auch zeitlich. Der Wechsel zwischen zahlreichen Schauplätzen und einer Vielzahl an Figuren verlangt anfangs viel Konzentration. Die Orientierung fällt dabei schwer, da auch die einzelnen Protagonisten eher kühl und funktional charakterisiert sind. Eine emotionale Bindung entstand so für mich nicht; viele Figuren blieben distanziert, fast schematisch, und ich hatte Mühe, mich wirklich in jemanden hineinzuversetzen.

Mit zunehmender Seitenzahl entwickelt der Roman dann doch eine einzigartige Sogwirkung. Grandl versteht es, die Bedrohung durch arglistig manipulierte Wirklichkeiten glaubwürdig und erschreckend realistisch zu schildern. Die vielen Erzählstränge fügen sich allmählich zu einem Gesamtbild, das ebenso beklemmend wie spannend ist. Besonders stark ist die zweite Hälfte, in der sich die Handlung verdichtet und der Plot klarer, zielgerichteter und fesselnder wird.

Das Finale ist lesenswert konstruiert, dramatisch glaubwürdig und bringt den bis dahin recht komplexen Aufbau zu einem schlüssigen Ende.

Unterm Strich ist „Reset“ ein durchaus spannender und gut durchdachter Thriller, der seine Stärken allerdings erst nach und nach entfaltet. Wer bereit ist, sich auf die anfängliche Verwirrung einzulassen, wird mit einem intensiven Leseerlebnis belohnt.
Die Spurenfinder und das Zepter der Ahnen Marc-Uwe Kling
Die Spurenfinder und das Zepter der Ahnen (Buch)

Amüsant und wortgewandt

Marc-Uwe Kling hat einfach ein Händchen für spannend-lustige Geschichten und Figuren, die ans Herz gehen. Dass er dieses Talent offensichtlich seine drei Töchter weitergegeben hat, mit denen er dieser Reihe gemeinsam Leben einhaucht, freut mich umso mehr.

Elon von Bergen ist mal wieder mit seinen Zwillingen Ada und Naru unterwegs, denn das Zepter des Königs ist verschwunden und nur der weltberühmte Spurenfinder kann es wiederfinden.

Auch in diesem zweiten Band der Reihe erleben wir wieder große Abenteuer, kleine-feine Wortduelle und Wiedersehen mit alten und neuen Bekannten. Dabei bleibt der Erzählstil so bildhaft und leicht, dass einem in keinem Moment langweilig wird. Auch die Figuren haben nichts von ihren Schrullen verloren und die Einblicke in die jugendliche Vergangenheit Elons von Bergen werfen ein ganz neues Licht auf diese so getragene, ernsthafte Figur (hätte er wohl gerne!).

Ich kann mir vorstellen, dass diese Reihe gelesen sehr viel Spaß macht- als Hörbuch ist sie allerdings unschlagbar!
Die Summe unserer Teile Paola Lopez
Die Summe unserer Teile (Buch)

Viele Teile fehlen

Dieses Buch verspricht so viel und hält leider sehr wenig davon.

Es geht um drei Generationen einer Familie- der Großmutter, die aus Polen flieht um im Libanon eine erfolgreiche Chemikerin zu werden; die Mutter, die sich in München ein Leben als erfolgreiche Medizinerin aufzubauen, mit dem sie nicht glücklich wird und die Tochter, die vor der einengenden Beziehung zu ihrer Mutter nach Berlin flieht und dort als Informatikerin Fuß fassen will.

Man könnte jetzt meinen, dies wäre eine grobe Zusammenfassung der ersten Kapitel. Leider stellt es mehr oder weniger den ganzen Inhalt des Romans dar. Als "Die Summe unserer Teile" hätte ich eigentlich tiefere Einblicke in die Vergangenheit und Gefühlswelt dieser drei Frauen erhofft. Begründungen dafür, warum sie zu den Frauen wurden, die sie heute sind.

Doch irgendwie bleibt die Erzählung sehr oberflächlich, man krazt an der blanken Außenfassade der Figuren, ohne tiefer zu dringen und die Geheimnisse, die aufgedeckt werden, werden leider kaum angerissen.

Damit bleibt das Buch wie eine hohle Hülle zurück, durch deren fehlende Puzzleteilchen man einen Blick ins leere Innere werfen kann.
The Serpent and the Wolf Rebecca Robinson
The Serpent and the Wolf (Buch)

Überraschung im Wolfspelz

Wer den Klappentext liest, erwartet mit Sicherheit ein typisches Romantasyabenteuer, das mit den üblichen Trope-Flaggen geschmückt aus keinem Genre-Regal herausstechen kann. Dabei versteckt sich in diesem Schmacht-Wolfspelz eine überraschend erwachsene, heilsame und überzeugende Fantasystory.

Vaasa wird von ihrer intriganten Familie als Chamäleon großgezogen, viele Sprachen sprechend lauscht sie bei Verhandlungen und erhascht für sie Geheimnisse und politische Vorteile. Bis ihre Eltern ums Leben kommen und ihre Bruder sie an den nächstbesten verfeindeten Herrscher verschachert, in der Hoffnung eine möglichst profitable Ehe zu arrangieren. Stattdessen bekommt Vaasa mit Reid einen ebenbürtigen mann an die Seite gestellt, der ihr die Möglichkeit bietet, mehr über ihre Magie und ihre familiäre Vergangenheit zu erfahren.

Der Weltenbau bietet vermutlich das für Fantasy übliche Schema: verfeindete Königreiche, kämpferische Auseinandersetzungen und politische Intrigen (viele davon konnten mich als Leserin tatsächlich sogar überraschen!).

Das wirklich wundervolle an diesem buch sind jedoch die beiden Hauptfiguren. Natürlich gibt es Spannung zwischen den beiden, die sowohl durch antrainiertes Misstrauen und gegenseitige Anziehung hervorgerufen wird. Dabei kann Vaasa aber tatsächlich mal eine starke Frauenfigur bleiben, während Reid mehr als nur der grummelige, geheimniskrämerische, gutaussehende Mann im Hintergrund bleiben darf. Er wartet tatsächlich auf ihr Einverständnis in allen DIngen und behandelt sie wie eine Gleichgestellte!

Das ist wirklich mal etwas Herausragendes und macht dieses Buch zu einem Reihenauftakt, dessen Fortsetzung ich kaum erwarten kann!
Halbinsel Kristine Bilkau
Halbinsel (Buch)

Antriebslos

Etwas ziel- und antriebslos treibt Linn durch den Tag, nachdem sie bei einem Klimavortrag zusammenbricht und ihre Mutter sie nachhause an die Nordsee holt. Hier versucht sie sich zu erholen und gleichzeitig zu ergründen, wie es nun weitergehen soll.

Das nehme ich zumindest an, denn die Geschichte wird aus Sicht von Annett, Linns Mutter erzählt. Diese ist mit der unsicheren Situation überfordert, dass ihre erfolgreiche, erwachsene Tochter plötzlich wieder zuhause einzieht und nicht den Anschein macht, schnell wieder verschwinden zu wollen.

Schnell ist für diesen Roman wirklich das falsche Wort. Auch wenn Kristine Bilkau teilweise eine wirklich schöne Sprache findet, verliert sich der Roman in Langsamkeit und Langeweile. Auch wenn die beiden offenbar vieles zu klären haben, fehlt der befreiende Sturm, die Kollision der verschiedenen Ansichten und Meinungen. Stattdessen passiert so einiges, das für die eigentliche Handlung relativ belanglos erscheint.

Insgesamt ganz nett, aber nix, was hängenbleiben würde.
Zypressensommer Teresa Simon
Zypressensommer (Buch)

Wunderschön geschrieben

Das Leben von Julia Matthiesen wird durch das Erbe ihres Großvaters Gianni auf den Kopf gestellt. In Lucignano, einem malerischen Dorf in der Toskana, hat er ihr ein großes Erbe hinterlassen – doch nicht nur das. Auch die Aufträge, die er ihr mitgegeben hat, sind von Bedeutung. Es geht um Themen wie Verrat, die schwarze Eule, Vergebung und den Grabstein von Anna.

Julia ist nicht nur neugierig auf das Erbe, sondern auch auf das, was sie herausfinden wird. Ihr Nonno hat nie viel über sein Leben in der Toskana erzählt, und auch ihre Mutter weiß kaum etwas über diese Zeit. Deshalb begibt sich Julia auf eine spannende Spurensuche.

Neben Julia gibt es noch zwei weitere wichtige Protagonisten in diesem Buch. Wir erfahren mehr über das Leben von Gianni und Giulia während des Zweiten Weltkriegs. Durch Giulias Erzählungen, die sich aktiv in der italienischen Resistenza engagierte, bekommen wir einen tiefen Einblick in die damalige Zeit in Italien und in die Beziehung zwischen Gianni und Giulia.

Der Wechsel zwischen den Zeiten – 1998 und der Zeit des Krieges – ist sehr gut gelungen. Die Informationen und Puzzlestücke fügen sich auf eine wunderbare Weise zusammen und machen das Lesen spannend und flüssig.
Besonders interessant fand ich auch den Konflikt innerhalb der italienischen Familie, als nach Giannis Tod doch noch ein Erbe auftaucht.

Die Auflösung des Rätsels ist gelungen und lässt mich zufrieden mit dem Ausgang des Buches zurück.

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und verdiente fünf Lesesterne.
1 bis 10 von 116 Rezensionen
OSZAR »