Glaubhaftes Szenario
"Wie gewaltig eine Katastrophe auch enden mag, ihr Ursprung scheint immer klein und unbedeutend."
Im Jahr 2024 wird die Welt von einer Welle absolut perfekt inszenierter Falschinformationen überrollt: Deepfake-Videos und gefälschte Nachrichten stürzen ganze Staaten ins Chaos. Keine Datenquelle ist mehr sicher, kein Kommunikationsmittel verlässlich. Der ehemalige US-Ermittler Valentine O’Brien wird nach Deutschland geschickt, um die Ursache dieser globalen Katastrophe zu finden. Gleichzeitig sucht er auch nach seiner verschwundenen Schwester und stößt auf eine Verschwörung, die weit über politische Manipulation hinausgeht.
Was ist Wahrheit, Realität, und was nur Illusion? Jeder Anruf, jede Nachricht, jede Information könnte manipuliert sein.
Die in Peter Grandls Thriller „Reset“ erzählte Geschichte bewegt sich auf mehreren Ebenen – sowohl geografisch als auch zeitlich. Der Wechsel zwischen zahlreichen Schauplätzen und einer Vielzahl an Figuren verlangt anfangs viel Konzentration. Die Orientierung fällt dabei schwer, da auch die einzelnen Protagonisten eher kühl und funktional charakterisiert sind. Eine emotionale Bindung entstand so für mich nicht; viele Figuren blieben distanziert, fast schematisch, und ich hatte Mühe, mich wirklich in jemanden hineinzuversetzen.
Mit zunehmender Seitenzahl entwickelt der Roman dann doch eine einzigartige Sogwirkung. Grandl versteht es, die Bedrohung durch arglistig manipulierte Wirklichkeiten glaubwürdig und erschreckend realistisch zu schildern. Die vielen Erzählstränge fügen sich allmählich zu einem Gesamtbild, das ebenso beklemmend wie spannend ist. Besonders stark ist die zweite Hälfte, in der sich die Handlung verdichtet und der Plot klarer, zielgerichteter und fesselnder wird.
Das Finale ist lesenswert konstruiert, dramatisch glaubwürdig und bringt den bis dahin recht komplexen Aufbau zu einem schlüssigen Ende.
Unterm Strich ist „Reset“ ein durchaus spannender und gut durchdachter Thriller, der seine Stärken allerdings erst nach und nach entfaltet. Wer bereit ist, sich auf die anfängliche Verwirrung einzulassen, wird mit einem intensiven Leseerlebnis belohnt.